Du hörst immer mal wieder von Model-Driven Apps und fragst dich, was genau es damit auf sich hat? Das erfährst du in diesem Blogbeitrag. Ich erkläre dir, was Model-Driven Apps sind, welche Vorteile sie bieten und wie sie einen Mehrwert für dein Unternehmen generieren können.
Bevor ich tiefer einsteige, erst mal ganz allgemein: Model-Driven Apps ermöglichen die Erstellung von benutzerdefinierten Apps, die auf spezifische Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten sind. Model-Driven Apps werden zum Grossteil ohne Programmieraufwand entwickelt und basieren auf Datenmodellen, die eine strukturierte Datenverarbeitung ermöglichen.
Was ist ein Datenmodell?
Die Entwicklung einer Model-Driven App beginnt immer mit dem Datenmodell, das die Grundlage jeder Model-Driven App bildet. Doch was ist ein Datenmodell?
Ein Datenmodell definiert, wie Daten gespeichert werden und wie sie miteinander in Beziehung stehen. Ein Datenmodell besteht aus Datentabellen wie z.B. [Kontakte] und [Firmen] und den entsprechenden Beziehungen, z.B. [Kontakt] arbeitet bei [Firma]. Normalerweise besteht ein Datenmodell aus vielen Tabellen, die alle in irgendeiner Weise miteinander in Beziehung stehen. Diese Form der Datenspeicherung wird auch als relationale Datenbank bezeichnet.
Die Vorteile von relationalen Datenbanken sind vielfältig. Grosse Datenmengen lassen sich mithilfe von relationalen Datenbanken effizient verarbeiten. Falsche, unvollständige oder doppelte Dateneingaben werden durch Regeln und Einschränkungen bei der Dateneingabe verhindert. Der Zugriff auf die Daten wird durch robuste Sicherheitsmechanismen kontrolliert. Für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Datenanalysen ist die Datenkonsistenz entscheidend.
Model-Driven Apps verwenden Microsoft Dataverse als Datenspeicher. Dataverse wurde speziell entwickelt, um die Integration und Interoperabilität mit anderen Microsoft-Diensten und -Anwendungen wie Microsoft 365 zu erleichtern. Vordefinierte Datenmodelle, die in vielen Anwendungen benötigt werden, erleichtern die Entwicklung und Integration erheblich. Das Rad muss also in vielen Fällen nicht neu erfunden werden.
Wie werden Daten verarbeitet?
Wenn das Datenmodell feststeht, müssen wir uns überlegen, wie die Daten in die Datenbank eingepflegt und ausgelesen werden können. Hier kommen die ‹Apps› ins Spiel.
Eine Anwendung ist im Prinzip eine Sammlung von Ansichten, Formularen und Diagrammen, über die wir Daten aus dem Datenmodell bearbeiten oder anzeigen können.
Anwendungen werden per Drag & Drop zusammengestellt und sind automatisch responsiv. Das heisst sie passen sich immer der Bildschirmgrösse an und bieten auf dem Smartphone wie auf dem Desktop eine ähnliche Benutzeroberfläche. Die Anpassungsmöglichkeiten der Benutzeroberfläche in Bezug auf die Darstellung sind jedoch begrenzt.
Ansichten
Mit Ansichten werden Datentabellen tabellarisch dargestellt und können ähnlich wie in Excel sortiert, gefiltert und gruppiert werden. Anwender können Formulare nach ihren Wünschen anpassen und speichern.

Formulare
Formulare werden zur strukturierten Darstellung und benutzergeführten Eingabe von Daten verwendet. Sie bestehen aus Feldern und werden mithilfe von Abschnitten so angeordnet, dass eine intuitive Bedienung gewährleistet ist. Sogenannte «Business Process Flows» erlauben es, Geschäftsprozesse zu visualisieren, in Phasen und Schritte aufzuteilen und Anwender durch den Prozess zu navigieren.

In der Gestaltung der Formulare ist man völlig frei. Sie können spezifischen Bedürfnissen und Prozessen eines Unternehmens angepasst werden.
Benutzereingaben können über Formulare validiert werden, um sicherzustellen, dass die Daten korrekt und vollständig eingegeben werden.
Dashboards und Diagramme
Die strukturierte Speicherung ermöglicht die Auswertung und visuelle Darstellung der Daten. Einfache Diagramme können direkt in der Anwendung erstellt werden.
Für komplexere Auswertungen bietet sich Microsoft Power BI an, dessen Dashboards in Model-Driven Apps integriert werden können.

Wie machen Model-Driven Apps deine Prozesse effizienter?
Verschiedene Werkzeuge ermöglichen die Definition von Regeln und Prozessen, die zur Steuerung und Automatisierung der Datenverarbeitung beitragen.
Regeln stellen sicher, dass Benutzereingaben korrekt und vollständig sind und keine Dubletten erstellt werden. Beispielsweise kann sichergestellt werden, dass ein Kontakt nur einmal und mit einer gültigen E-Mail-Adresse erfasst wird. Dies verhindert Fehler und führt zu einer verbesserten Datenqualität.
Umfangreiche Automatisierungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung. So können zum Beispiel innerhalb der Anwendung Datensätze automatisiert erstellt, aktualisiert oder gelöscht werden, wenn bestimmte Ereignisse eintreten. Mit Power Automate können verschiedene Anwendungen und Dienste miteinander verbunden werden. Dies ermöglicht die Automatisierung von Aufgaben wie zum Beispiel das Senden von Benachrichtigungen, das Genehmigen von Anträgen, die Erstellung von Dokumenten und Berichten oder das Synchronisieren von Daten zwischen verschiedenen Systemen. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
Komplexe Abfragen und Analysen können auf Grundlage der strukturierten Datenspeicherung durch die Verwendung eines relationalen Datenmodells in Echtzeit erstellt werden. Dies ermöglicht tiefere Einblicke und bessere Entscheidungen.
Darüber hinaus bieten Model-Driven Applications robuste Sicherheitsmechanismen zur Kontrolle und zum Schutz des Datenzugriffs durch Benutzer. Änderungsprotokolle ermöglichen die Nachverfolgung von Änderungen an Datensätzen.
Wann macht der Einsatz von Model-Driven Apps Sinn?
Model-Driven Apps sind die ideale Wahl für Unternehmen, die Prozesse optimieren wollen, die auf der Erfassung, Verarbeitung und Analyse von Daten basieren. Durch die Nutzung von Cloud-Diensten und einem Baukastenmodell mit vordefinierten Komponenten und Datenmodellen lassen sich schnell und flexibel individuelle Anwendungen entwickeln, die die Effizienz und Produktivität im Unternehmen steigern können.
Model-Driven Apps bieten viele Vorteile gegenüber Excel-Tabellen, SharePoint Listen. Spätestens wenn deine Anforderungen komplexer werden und die bestehende Lösung diesen nicht mehr gerecht wird, solltest du dir die Möglichkeiten von Model-Driven Apps genauer anschauen. Model-Driven Apps sind hinsichtlich Datenstruktur, Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit für komplexere Prozesse besser geeignet und lassen unter anderem durch die vielen Integrationsmöglichkeiten einen höheren Automatisierungsgrad zu.
Model-Driven Apps können auch ergänzend zu bestehender Unternehmenssoftware wie ERP- oder CRM-Systemen eingesetzt werden. Häufig sind Anpassungen an bestehenden Softwarelösungen nicht möglich oder mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Model-Driven Apps können an die meisten Systeme angebunden werden und diese mit spezifischen Funktionen erweitern.
Model-Driven Apps eignen sich unter Umständen auch zur Ablösung veralteter, selbst entwickelter Softwarelösungen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Access-Datenbanken oder Lotus Notes-Anwendungen handeln.
Und was soll’s kosten?
Wenn du bis hierher gelesen hast, fragst du dich vielleicht, was Model-Driven Apps kosten. Für Model-Driven Apps ist eine Lizenz erforderlich, wobei zwei Lizenzmodelle zur Verfügung stehen:
- Die Power Apps per App Lizenz kostet CHF 5.- pro Benutzer und Monat und erlaubt die Nutzung einer einzelnen App.
- Die Power Apps Premium Lizenz lohnt sich, wenn mehrere Apps genutzt werden sollen. Sie kostet CHF 17.90 pro Benutzer und Monat und erlaubt die Nutzung einer unbeschränkten Anzahl Apps.
Model-Driven Apps sind cloudbasiert, benötigen also keine Infrastruktur. Dadurch werden die Wartungskosten auf ein Minimum reduziert. Die Entwicklungskosten sind anforderungsabhängig. Meiner Erfahrung nach bietet die Power Plattform eine Umgebung, in der Anwendungen im Vergleich zu herkömmlich entwickelten Anwendungen deutlich schneller entwickelt werden können.
Fazit
Model-Driven Apps bieten eine flexible und effiziente Möglichkeit zur Erstellung massgeschneiderter Anwendungen. Durch die Verwendung von vorgefertigten Komponenten können Model-Driven Apps sehr schnell entwickelt, individuell erweitert und optimal in das Microsoft Ökosystem integriert werden.
Die Speicherung der Daten in einer relationalen Datenbank sorgt für Konsistenz, Skalierbarkeit und Sicherheit und bietet die Grundlage für zuverlässige Datenanalysen.
Aufgrund der eingeschränkten Anpassungsmöglichkeiten des Erscheinungsbildes, aber auch des auf den internen Einsatz ausgerichteten Sicherheitsmodells sind Model-Driven Apps vor allem für den internen Einsatz in Unternehmen geeignet. Für Anwendungen zur externen Nutzung eignen sich Microsoft Power Pages, die mit Model-Driven Apps integriert werden können.
Die relativ einfache und schnelle Entwicklung, aber auch die günstigen Lizenz- und Betriebskosten machen Model-Driven Apps zu kosteneffizienten Lösungen für die Prozessdigitalisierung innerhalb des Unternehmens.